Freiburger Debüt am Sonntag
Freiburger Debüt am Sonntag
Zur Jazzchor-Familie gehören jetzt Junior und Senior.
Rock & Pop - Fr, 15. November 2013
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.
von: Reiner Kobe
Lakonisch klingt die Ankündigung in der Programmbroschüre des Freiburger Jazzhauses: "Die zur Jazzchor-Familie gehörenden Junior und Senior Jazzchöre geben ihr gemeinsames Debütkonzert." Freilich hatte der langjährige Leiter des Freiburger Jazzchors, Bertrand Gröger, schon von zwei neuen Chören gesprochen, die ein "Korrektiv" bilden sollten zum bestehenden. Ein Juniorchor sollte dazu da sein, sicheren Nachwuchs für den Hauptchor zu schaffen, ein Seniorchor, langgediente Sängerinnen und Sänger aufzufangen. Jung und alt flankieren somit den bewährten und weitgereisten Jazzchor Freiburg.
Vor einem Jahr genau begannen die Proben. Die Mitglieder wurden mittels Casting gesucht, geprüft und gefunden. Freilich hatten die beiden neuen Chorleiter, die ebenfalls von einer handverlesenen Kommission ausgesucht worden waren, ein Wörtchen mitzureden. Lea Schluck und Tamino Franz, beide studierte Schulmusiker, die auch Dirigier- und Gesangskurse belegt hatten, suchten jeweils rund zwei Dutzend Sängerinnen und Sänger für die neuen Chöre aus.
Ein weit gespanntes Altersspektrum hat Lea Schluck zu bewältigen. Die Mitglieder ihres Senior Jazzchors sind zwischen 27 und 87 Jahre alt. Mit den Altersunterschieden kommt die aus dem Schwäbischen stammende 27-Jährige bestens klar. Man dürfe nur den Humor nicht außen vor lassen, sagt sie schmunzelnd. Ganz ernst wird sie aber, wenn ihre Seniors (englische Aussprache) Senioren genannt werden. "Bitte keine Senioren, sonst sind wir böse." Der Begriff sei negativ besetzt, folglich fehl am Platz.
Tamino Franz, der es mit Juniors zu tun hat (ebenfalls englisch ausgesprochen), hat es etwas einfacher. Der älteste Sänger ist 24, der jüngste zwölf Jahre alt. "Ich bin voll überzeugt, dass einige von den jetzigen Sängern später mal im Hauptchor landen werden", sagt er.
Streng genommen geben die beiden Chöre am Sonntag kein Debütkonzert. Bei kleineren Veranstaltungen sind beide schon aufgetreten, um sich vor Publikum zu erproben. Der Senior Jazzchor hat es sogar schon bis Karlsruhe und Stuttgart geschafft, wo Chortreffen stattfanden. Man konnte die organisatorischen Strukturen, die Bertrand Gröger geschaffen hat, nutzen. "Wir profitieren enorm vom Jazzchor und dessen organisatorischer Struktur, einschließlich Werbung, Website, Design", sagt Tamino Franz.
Der Einstieg in die neue Chorarbeit lief bei beiden Leitern ähnlich. Am Anfang war es wichtig, "die Leute zu kriegen", betonen beide. "Ich habe mein Konzept erst einmal gemischt, damit für jeden etwas dabei ist", sagt Lea Schluck. "Wir singen nicht nur irgendwelche Jazz-Standards, die vorab arrangiert sind. Wir haben auch Gospel im Programm, Bearbeitungen von Bertrand Gröger und zwei ganz spezielle Comic-Lieder aus Dänemark." Vorschläge für bestimmte Songs kommen auch aus der Mitte des Chors. "Wir haben bei den Roots angefangen" erklärt Tamino Franz sein Konzept, als da wären Gospel und Soul, darauf aufbauend Jazz, Pop und Rock. Auf die Motown-Epoche, wie er sie nennt, legt Franz allergrößten Wert. "Vom berühmten Soul-Label interpretieren wir Songs, die entscheidend sind für die heutige Epoche populärer Musik." Am Sonntag sollen bei den Juniors auch zwei Sänger rappen.
Hinsichtlich des bevorstehenden Konzerts sind sich beide Leiter einig: "Wer chorinteressiert ist, wird sich uns schon mal anhören. Wer den Jazzchor kennt, wird auch neugierig sein, was mit Junior und Senior jetzt kommt."
Jazzhaus Freiburg, Sonntag, 17. November, 18 Uhr.